Kein Einzelzimmer (Teil 3)

Kein Einzelzimmer (Teil 3)

Platti Lorenz
von Platti Lorenz
22. Januar 2025
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„He, he, warte mal“, griff ich in die Unterhaltung ein. Irgendwie lief gerade alles in eine Richtung, die mir so gar nicht behagen wollte.

Nitja hob die Brauen und begutachtete mich erwartungsvoll.

„Ermhe“, sprach ich.

Dabei hatte ich eigentlich nicht vorgehabt, mit diesem Burschen überhaupt noch ein einziges, weiteres Wort zu wechseln. Normalerweise brachte so etwas nur Probleme mit sich – wie zum Beispiel zu viele Informationen und Konversation. In mir sträubte sich jedoch etwas vehement dagegen, ihm das letzte Wort zu überlassen.

„Ja?“, hakte Nitja nach.

„Also ...“, sog ich mir ein Gespräch aus den Fingern und versuchte so souverän wie möglich zu wirken, „sprich mich nicht noch einmal an.“

Hastig drehte ich mich zum Bett um und machte mich daran, mich endlich meiner nassen Jacke zu entledigen. Inzwischen klebte sie, genau wie meine restliche Kleidung, einer Lasur gleich an mir und ließ sich nur mühselig entfernen. Vor lauter Müdigkeit hatte ich ganz vergessen, dass ich noch vollständig bekleidet war. Womöglich wäre ich in meinen nassen Sachen sogar eingeschlafen, wenn ich nicht unbeabsichtigter Weise schon vorher das Bewusstsein verloren hätte. Da ich nun jedoch wieder wach und zu allem Überfluss auch noch aufgestanden war, prangte jetzt ein großer, dunkler und besonders feuchter Fleck auf meiner Liege.

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„Wie du willst“, riss mich die Stimme des jungen Mannes aus meiner übermüdet gleichgültigen Bestürzung.

„Was habe ich eben gesagt?“, sprach ich in einem für meinen Geschmack noch viel zu ruhigen Tonfall.

„Du sagtest, ich solle dich nicht noch einmal ansprechen“, antwortete er beiläufig.

„Dann halte dich auch daran“, meinte ich schärfer und erklärte damit dieses Gespräch von meiner Seite für offiziell beendet.

„Hmhm.“

Etwas in mir brannte durch und ruckartig drehte ich mich wieder zu diesem Burschen um.

„Kannst du endlich mal die Klappe halten?!“, blaffte ich.

Nitja tat verdutzt. Aber ich spürte, wie er sich innerlich nur zu gut amüsierte.

„Wenn du mich nicht andauernd anquatschen würdest, könnte ich das vielleicht auch tun“, entgegnete er vermeintlich schnippisch.

„Dann sage ab jetzt gar nichts mehr“, riet ich ihm eindringlich und machte eine endgültige Handbewegung.

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Warm lächelnd wandte er sich von mir ab und befasste sich erneut mit seinem vor Dreck stehenden Parka. Geübt griff er in das innere Futter, wodurch er die dicke Schlammkruste zum Knistern und zum Bröckeln brachte. Wie gebannt beobachtete er, wie sich in den bereits gehärteten Schichten dünne Risse bildeten und schließlich aufbrachen, um das Kleidungsstück darunter dem schummrigen Licht der Zimmerlampe preiszugeben. Doch schon nach wenigen Augenblicken fand seine Faszination ein jähes Ende.

Nitja schwang den Parka wild flatternd durch die Luft, fest entschlossen sich des überflüssigen Drecks zu entledigen. Die brüchige Kruste aus Unrat und altem Sand löste sich von dem wetterfesten Stoff und zerbarst in tausende winziger Partikel.

„Verdammt noch mal, was machst du da?“, schrie ich, als sich diese Wolke aus undefinierbarem Staub mit dem bereits vorhandenen Gestank in der Luft verband und geschlossen auf mich zuschwebte.

„Hm?“, sagte er und sah mich an, als könnte er kein Wässerchen trüben.

Aus dem instinktiven Wunsch heraus atmen zu können, griff ich nach dem wedelnden Parka und riss ihn dem jungen Mann aus den Händen.

„Was zum ...? Äh, was ist das?“, stieß es aus mir hervor.

„Das hätte ich an deiner Stelle nicht gemacht“, bemerkte Nitja betont nüchtern, „aber wenn ich du wäre, würde ich mir schleunigst die Hände waschen. Andernfalls wirst du diesen Geruch im Guten nie wieder los.“

„Geruch?“

Ich machte den Fehler und roch daran.

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Ein spontaner Brechreiz wallte in mir auf und nur mit großer Mühe hielt ich ihn unter Kontrolle. Zusätzlich versuchte ich natürlich, mich von dem, was immer es auch sein mochte, so weit wie möglich zu entfernen. Leider waren meine Arme viel zu kurz, um einen angemesseneren Abstand von meinen Händen einzunehmen, der den Gestank wenigstens halbwegs erträglich gemacht hätte.

Nitja nutzte diesen Moment meiner schieren Unachtsamkeit und brachte den lose flatternden Parka mit ein paar geübten Handgriffen in eine weniger freischwingende Position, indem er ihn auf meine ausgestreckten Arme legte. Darüber hinaus stand er schneller, als ich gucken konnte, nur noch in seiner Unterbekleidung da. Die Hose, das Hemd, ja sogar die Stiefel lagen plötzlich sorgfältig drapiert auf dem Parka in meinen Armen.

Wie hatte er das gemacht? War ich wirklich schon so müde, dass mein Verstand dermaßen träge vor sich hin tuckerte und ich so etwas ohne Protest mit mir machen ließ?

„Wenn du schon ins Badezimmer gehst, leg die Sachen dort bitte irgendwo auf den Boden. Am besten du kippst noch einen Eimer Wasser drüber, damit sich das Gröbste schon mal lösen und abfließen kann.“

Ich stellte mit einem Mal fest, dass ich mich am anderen Ende des Korridors im Badezimmer befand und doch tatsächlich nach einem Platz für die Wäsche suchte ...

Was zur Hölle tat ich hier?!!

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Was immer hier passierte, es ging nicht mit rechten Dingen zu. Und dieser Nitja war vermutlich schuld daran.

Aufgebracht warf ich die Kleidung in den nächstbesten Waschzuber, schüttete einen Eimer lauwarmes Wasser darüber, fluchte über mich selbst, wusch mir gründlich die Hände, fluchte für mich selbst über diesen höchst suspekten Burschen ...

Wütend stürmte ich ins Zimmer zurück.

„Du verdammter Mistkerl! Was fällt dir eigentlich ein ...?!“

„Auch was?“, unterbrach er mich. Bettfein und bereit zum Schlafengehen saß er oben auf seiner Matratze und hielt mir ein großes Stück Brot hin, mit Butter und – war das Räucherschinken?

Ich starrte erst seine Hand und dann ihn an. Inzwischen war mir nicht mehr ganz klar, weshalb ich so sauer auf diesen Kerl gewesen war.

„Hier. Nimm und setz' dich.“ Er wies mit dem Brot in der Hand auf mein Bett. Beleidigt griff ich danach und nahm Platz.

Erneut stellte ich fest, dass ich immer noch meine nasse Jacke trug – auch wenn sie mir mittlerweile zu zwei Dritteln geöffnet vom Körper hing. Großräumig biss ich in die Stulle hinein, hielt sie mit den Zähnen fest und entledigte mich heftig zerrend meiner Jacke sowie der nassen Hose und den durchgeweichten Stiefeln. Alles landete sorgsam verteilt auf dem Boden.

„Du bist also der Grund, weshalb da unten die Stimmung gestorben ist“, hörte ich Nitja über mir sagen. Er brachte es fertig, diese Worte weder wie eine Frage noch wie eine Feststellung klingen zu lassen. Vielmehr hatte es den Anschein, als hätte er eine banale Aussage von sich gegeben, die an niemand bestimmtes gerichtet war. Ich für meinen Teil hatte nicht die Absicht etwas an dieser Unbestimmtheit zu ändern. Lieber aß ich mein Brot und begann mich nach meinem gewaltsamen Kriechmarsch endlich einmal aufzuwärmen.

„Und dank dir wird es keiner von dort unten wagen, auch nur einen Fuß in dieses Zimmer zu setzen“, fuhr er mit seiner Erklärung fort.

Ich kaute.

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„Hm“, sagte er und lachte einmal leise.

Gelassen verspeiste ich den letzten Rest meiner Stulle.

„Weißt du schon, wie du hier wieder wegkommst?“, erkundigte sich Nitja. Er klang etwas abwesend.

„So wie ich hergekommen bin, immer der Straße nach.“

Er schwieg.

„Und versuch es gar nicht erst“, fügte ich hinzu, „ich nehme niemanden mit.“

Kaum hörbar kicherte er vor sich hin. „Danke für das verwehrte Angebot.“

Ich lehnte mich zurück, zog mir die Decke so weit wie möglich über die Schulter und versuchte zu schlafen. Wie sich herausstellte erfolglos.

„Heh“, ertönte es von der oberen Sektion des Bettes. „Wo genau hast du noch gleich meine Sachen hingetan?“

Nitja klang jetzt um einiges wacher als noch vor wenigen Sekunden.

„'Ns B'd“, murmelte ich in mein Kopfkissen.

„Ja, ja, aber wo genau?“

„W's we'sich“, brummte ich und vergrub mich tiefer in meine Bettdecke, „'n irg'nd ein'n Eime' östl'ch d'r Wanne 'nd nordwestl'ch d'r Wäsch'leine ...“

„Häh?“ Seine Stimme wurde deutlicher, als er über die Bettkante zu mir herunter schaute. „Ich meine, hast du die Sachen auf den Boden gelegt, wie ich es dir gesagt habe?“

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„Ja, ja.“ Ich hob den Kopf. „Auf den Boden in einen Waschzuber und Wasser drüber. Aber merk‘ dir, das war ‘ne einmalige Sache ...“ Mein Gesicht sank wieder ins Kissen.

„In den Zuber ist nicht auf den Boden“, tadelte er mich entrüstet.

„W'nn du w'llst, d'ss all's so läuft, wie du 's w'llst, mach's be'm nächst'n Ma' s'lbst“, erwiderte ich.

„Hast du 'ne Ahnung! Wenn der ganze Kram in dem Eimer erst zusammenbackt, krieg' ich ihn nie wieder auseinander“, fauchte er. Dann sprang er auf und eilte in den Flur hinaus.

Keine Minute später drang aus der Ferne ein klägliches Fluchen zu mir durch – und entließ mich auf den Pfad meines wohlverdienten Schlafes.

Weiter lesen: Kapitel 3  | Buch 1

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