Die Stimme einer Stadt

Die Stimme einer Stadt

Platti Lorenz
von Platti Lorenz
02. Februar 2025
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Bis vor Kurzem hatte ich noch nie etwas von Duneburg gehört. Doch schon ab der vorvorletzten Biegung, die der Weg um einen kleinen Hügel machte, war deutlich zu spüren, dass es bis zu den Toren der Stadt nicht mehr weit sein konnte.

Erst nahm ich nur ein undeutliches Summen wahr. Je mehr ich mich diesem Geräusch jedoch näherte, desto deutlicher konnte ich einen musikalischen Rhythmus erkennen. Es war nicht das monotone Stimmengewirr, das man sonst in der Nähe von Städten hören konnte. Vielmehr handelte es sich hier um einen Gesang, dem ein einheitlicher Text zugrunde zu liegen schien. Verstehen konnte ich diesen allerdings nicht.

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Die Stadtmauern von Duneburg erreichte ich gegen Mittag, sodass die Wachposten am Tor der Aussicht auf ihre baldige Mahlzeit weitaus mehr Aufmerksamkeit zukommen ließen, als den vorbeiziehenden Passanten. So würdigten die beiden Lanzenträger auch mich keines nennenswerten Blickes und stimmten stattdessen, jeder für sich murmelnd, in den Singsang ein. Ich hielt es für durchaus angebracht, sie dabei nicht zu unterbrechen. Mir lag nämlich viel mehr daran, so bald wie möglich eine Unterkunft zu finden und damit meiner viertägigen Sumpfstegwanderung ein jähes Ende zu bereiten.

Das rege Treiben der Menschen in den Straßen unterschied sich auf den ersten Blick nicht sonderlich von dem regen Treiben der Menschen in anderen Städten. Hier waren ein paar Stände aufgebaut, an denen verschiedene Waren feilgeboten wurden. Dort blafften Männer ihre Ehefrauen an, welche wiederum zurückzeterten und die Konversation mithilfe eines soliden Nudelholzes oder einer Bratpfanne für sich entschieden. Kinder liefen munter durch die schmalen Gassen und ließen alles mitgehen, was in ihren ausgebeulten Jackentaschen Platz fand und dringend nach einem neuen Besitzer verlangte. Nur dieser gleichmäßige Singsang, der beinahe jedem Bürger der Stadt in gewohnter Weise über die Lippen rann, verlieh Duneburg eine Art von Seele, die ich bisher noch nicht kannte.

Diese Stadt besaß eine Stimme.

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Eine Stimme, die, so machte es auf mich den Eindruck, die innerste Seele dieses Ortes nach außen tragen und von den Bewohnern verstanden werden konnte.

Für meinen Geschmack war das trotzdem verdammt merkwürdig ...

In Dormizien hätte es so etwas nie gegeben. Allerdings waren die größten Siedlungen, die es in Dormizien gab, nur mittelgroße Dörfer, in denen vorwiegend Menschen lebten, die beredte Schweigsamkeit gepaart mit einem Nicken oder Kopfschütteln als heftige Diskussion empfanden. Na ja, und singen ... So etwas tat man in Dormizien nicht. – Jedenfalls nicht ohne Bier und vor dem Feierabend.

Ein oder zweimal bog ich ab und verließ intuitiv und zielstrebig die Hauptstraße. Mit unterbewusster Absicht übersah ich die ersten vier Herbergen und trat schließlich, von meiner spontanen Entscheidung sehr überzeugt, in die fünfte von ihnen ein.

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Um einen absoluten Höhepunkt für Durchreisende handelte es sich bei diesem Etablissement aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Altbacken war wohl das beste Wort, um die etwas gewagte, wenn auch sehr enthusiastische Einrichtung zu beschreiben. Nahezu alles war mit schimmerndem Samtbrokat in wärmenden Rottönen oder einem geheimnisvoll anmutenden Violett bedeckt – sogar die Fensterbänke und Blumentöpfe!

Dieses fieberhaft auf Wohligkeit bedachte Ambiente gepaart mit im Notfall leicht erschwinglichen Preisen galt bestimmt als eine der angesagtesten Unterkünfte in ganz Duneburg – vorausgesetzt man war verheiratet, vor die Tür des heimischen Schlafzimmers gesetzt worden und brauchte eine gewisse Art der Zuneigung. Immerhin schien sich diese Wettbewerbsstrategie trotz aller Aufdringlichkeit bewährt zu haben, da irgendwer es regelrecht darauf anlegte, der ganzen Einrichtung den für Junggesellen typischen Touch zu verpassen. Der markante Duft verbrauchter Luft und billigen Rasierwassers durchströmte jede einzelne Plüschfaser dieser Räumlichkeiten. Das abschließende Element mit starkem Hang zum Rustikalen bildeten jedoch die Fenstervorhänge, die in ihrer vollständigen Gänze nicht vorhanden waren.

In mir keimte allmählich die Frage auf, was genau mich doch gleich bewogen hatte, ausgerechnet hier einzukehren? Und warum war ich mir da eigentlich so sicher gewesen?


Weiter lesen: Kapitel 4 (Teil 2) | Buch 1 [Bald verfügbar]

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Platti Lorenz
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