„Dein Name ist Tyrrin.“
„Wer? Ich?“, sagte ich.
„Ja, du“, sagte Mama.
Und es kommt mir vor, als sei dies erst gestern gewesen ...
„Muss das denn sein?“, sagte ich.
„Du bist ein Tyrrin und Schluss jetzt!“, sagte sie.
„Warum darf sie Betti heißen und ich nicht“, protestierte ich und zeigte auf meine wenige Minuten ältere Schwester.
„Sie ist eine Kätzin und du bist ein Kater. Sie ist eine Betti und du nicht.“
„Dann will ich Kurti heißen“, sagte ich und zeigte auf meinen wenige Minuten jüngeren Bruder.
„Nein“, sagte Mama, „du heißt nicht Kurti. Auch nicht Rolli, Feechen, Sissi oder Hubert-Josef. Du heißt Tyrrin und nicht wie eines deiner anderen sechs Geschwister.“
„Nur Nervensägen heißen Tyrrin!“, wandte ich ein.
„Ich sagte doch: der Name passt zu dir.“
„Hiiierher, Kittykittykitty!“, flötete es jenseits unseres Katzenkörbchens und mein Protest hatte sich von jetzt auf gleich verflüchtigt.
Auf einmal brach ein heftiges Gerangel aus. Flauschige Fellbälle kugelten quietschend durcheinander, aber gezielt in Richtung Korbrand. Rolli kletterte auf Betti. Feechen krabbelte auf Rolli. Hubert-Josef schoss über die ersten zwei hinweg und landete auf Feechen. Kurti drängelte sich irgendwo dazwischen, Sissi heulte und Betti warf sie schließlich alle um.
Da war sie – die Gelegenheit.
Ich schob mich gekonnt an der pelzig-weichen, wuselnden Masse vorbei, benutzte mein hakiges Krallenwerk, war beinahe an der Randkante des Körbchens angekommen ...
Plötzlich hing diese Heulsuse Sissi an meiner Rute. Sie kam nicht hoch. Ich kam nicht weiter. – Das war es gewesen mit meiner Gelegenheit.
Erst Kurti, dann Betti, Hubert-Josef, Feechen, Rolli und schließlich auch Sissi stiegen unsanft über mich hinweg. Ich verlor den Halt und fand mich sogleich in dem mit Abstand uninteressantesten Bereich des Körbchens wieder – nämlich darin!
Erneut hörte ich von draußen das glockenhelle „Kittykittykitty“.
Ich sah entsetzt zu Mama.
„Nun husch. Na geh' schon“, sagte sie liebevoll. „Ohne dich wären sie alle noch hier drin.“
Ich musste mich jucken und fiel dabei fast von meinem Hintern.
„Nun mach‘ schon“, sagte Mama. „Du bist ein Tyrrin und Tyrrins sind zwar Nervensägen, doch sie sind weder dumm noch nachgiebig.“
„Kittykittykitty“, ertönte es nochmals von drüben – dieses Mal von dem aufgeregten Miauen kleiner Miezekätzchen begleitet.
„Hörst du?“, sagte Mama. „Sie wartet auf dich.“ Dann putzte sie mir fürsorglich über den Kopf.
Ich schüttelte mich.
„Tyrrin ist und bleibt trotzdem der Name einer Nervensäge“, maulte ich abschließend und schwang mich schon im nächsten Zuge die Korbwand hinauf. Ich schlug die Krallen hinein – schon weitaus sicherer als noch vor wenigen Augenblicken, überwand das Hindernis, landete auf der anderen Seite.
„Kittykittykitty, da seid ihr ja alle“, rief sie – unsere Old Lady.
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